Mein Verständnis von Psychotherapie

Psycho… was?

Da es in Österreich eine Vielzahl von Angeboten im PSY-Bereich gibt, möchte ich Ihnen zuallererst eine kleine Orientierungshilfe geben. Was machen Psychiater:innen, Psycholog:innen und Psychotherapeut:innen?

“Brauche ich Psychotherapie?”

In unserem Leben begegnen uns immer wieder Veränderungen und Herausforderungen, mit denen wir einmal leichter, einmal schwerer zurechtkommen. Psychische Krisen, Erkrankungen und Phasen der Unsicherheit gehören zum Menschsein für viele von uns dazu, jedoch fällt es uns in solchen Situationen oft schwer, uns selbst oder unser Umfeld auszuhalten und unsere Handlungsmöglichkeiten zu erkennen.

Wann und wie viel Unterstützung jede und jeder von uns dann braucht, hängt von vielen Faktoren ab. Meine personzentrierte Sicht auf die Welt lässt sich so zusammenfassen: Wir entwickeln uns in der Beziehung zu uns selbst und unserem Umfeld, und so individuell dies im Laufe unseres Lebens verläuft, so individuell sind auch die Grenzen, an die wir stoßen, bis wir Hilfe brauchen und sie uns suchen.

Jedes Denken, Verhalten und Sein ermöglicht und verhindert gewisse Entwicklungen, und weil die Psychotherapie für mich als geschützter Raum der ideale Ort für das Erkunden dieser Möglichkeiten und Hindernisse ist, bin ich leidenschaftlich gerne Ihre Begleiterin am Weg zu Erkenntnis, Selbstakzeptanz und bewusster Veränderung.

Was bringt Psychotherapie?

Egal, mit welchen Themen und Erfahrungen Sie zur Psychotherapie oder Beratung kommen: Ziel ist, dass Sie…

  • sich in einem geschützten Raum kennenlernen

  • sich besser verstehen und verstanden fühlen

  • dadurch andere – oft unbekannte – Erfahrungen machen

  • sich nicht allein fühlen

  • wieder Zuversicht und Kraft schöpfen

  • spüren, was Sie an sich verändern und was akzeptieren wollen

  • vielfältigere Gestaltungsmöglichkeiten entdecken

  • sich immer öfter mit Wohlwollen und Nachsicht begegnen

… denn dadurch fallen Anpassungen und Entscheidungen im Alltag leichter, was wiederum Stress, körperliche Auswirkungen und oftmals auch Auslöser für schlechtere Phasen psychischer Erkrankungen verringert.

Was ist das Besondere an “personzentrierter Psychotherapie”?

Die Psychotherapie-Forschung ist sich einig, dass die therapeutische Beziehung an sich der wichtigste Aspekt für Heilung und Persönlichkeitsentwicklung ist. Was Carl R. Rogers Mitte des 20. Jahrhunderts durch seine Arbeit als Pädagoge und später Berater und Psychotherapeut herausfand, gilt weiterhin: Haben Menschen eine ermöglichende Person an ihrer Seite, kann sich das in ihnen tief verwurzelte Potential entwickeln und sie können ein erfülltes und kreatives Leben führen. Leider begegnen den meisten von uns im Aufwachsen und Alltag nicht die idealen Bedingungen hierfür. Psychotherapie und Beratung lassen uns diese Erfahrung nachholen: "Da gibt es eine professionelle Person, die mir ermöglicht, mich zu spüren und zu verstehen. Sie will mich nicht „umtopfen“ oder „züchten“, sondern gießt mich mit Wertschätzung und stellt mich in die Sonne und Wärme ihres empathischen Verstehenwollens. Nach und nach wachse und blühe ich auf und kann auch in anderen Beziehungen Wurzeln schlagen.”

Ihre Bedürfnisse = Ihre Wünsche = Ihre Therapie = Ihr Wachstum

“Dann reicht es ja auch, mit Bekannten über meine Probleme zu reden, oder?”

Manchen Menschen hilft Entlastung durch Gespräche mit Nahestehenden, aber vor allem bei krankheitswertigen Störungen und starken Leidenszuständen kann Psychotherapie etwas leisten, was Freund:innen nicht können: Eine ausgebildete Fachperson, die Sie nicht aus ihrem persönlichem Interesse ändern will, sondern Ihre Wünsche und Grenzen respektiert, kann sie unterstützen und bewertet Sie nicht. Wir wissen: Aus der Not handeln Menschen manchmal ungünstig, darum verdienen sie aber nicht weniger Würde und Beachtung. Wer diese bedingungsfreie Wertschätzung einmal gespürt hat, trägt ihre Kraft in alltägliche Beziehungen weiter und wächst und heilt.

Wo kann ich hingehen, wenn ich (noch) nicht mit Profis reden will?

Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie in einer Einzel- oder Gruppentherapie richtig sind oder es Ihnen wichtig ist, sich mit ähnlich Betroffenen auszutauschen, empfehle ich die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe (gerne auch ergänzend zu unseren Sitzungen). In Österreich gibt es viele Gruppen zu spezialisierten Themen, die immer kostenlos und anonym sein sollten und von erfahrenen Menschen geleitet werden. Eine aktuelle Liste finden Sie hier: https://www.wig.or.at/fileadmin/user_upload/SUS_Files/SHG_Verzeichnis.pdf

Gibt es bei Psychotherapie Nebenwirkungen?

Alles, was positive Wirkung hat, kann auch unerwünschte Effekte hervorrufen. Das Erkennen von Zusammenhängen und Aushalten statt Verdrängen von negativen Gefühlen kann ein schmerzhafter Prozess sein. Für mich ist es also logisch, dass es zeitweise zu schweren Momenten kommen kann, die Sie jedoch nicht allein durchstehen müssen und die größtenteils vorübergehend sind und sich meist vor Besserung des psychischen Zustandes lösen. Beispiele hierfür:

  • Phasen der Symptomverschlechterung

  • Selbstüberschätzung und/oder Selbstzweifel

  • Partnerschaftliche, familiäre und freundschaftliche Beziehungen können sich verändern, verbessern oder verschlechtern

  • Erwünschte und unerwartete berufliche Veränderungen

Diese und weitere Nebenwirkungen können Sie mit mir besprechen und ausführlicher im Beipackzettel der Donau-Universität Krems nachlesen.